Exposé zum Projekt „Schule unter Segeln“

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Quelle: Pixabay

Berlin, Deutschland (Salon Philosophique). „Schule unter Segeln“ versteht sich als eine Schule außerhalb der klassischen Schulmauern, ohne Zensurengebung, in der Unterricht nicht im Dreiviertelstundentakt betrieben wird. Den „Schülern“ stehen keine Lehrer frontal gegenüber. Unsere Mitarbeiter sind sind Lehrer, besitzen ihrer fachlichen Qualifikationen, und als Lehrer zugleich Politiker und Künstler.

Unsere Schiffe werden europäische Häfen anlaufen und je nach Hafen und Revier befassen sich die Teilnehmer mit der Politik und Kultur der jeweiligen Region. Auf einem Törn auf die britischen Inseln würden beispielsweise Englischlehrer die Landessprache vermitteln. Der Sozial- und Gemeinschaftskundelehrer nimmt das politische und kulturelle Leben Großbritanniens als top-Thema. Der Erdkunge- und Biologielehrer hat als zentrales Thema immer das, welches er und seine Schüler selbst in Augenschein, selber erleben und erfahren können. Meeresbiologie und Umweltpädagogik gehen Hand in Hand. Unsere „Schule unter Segeln“ vermittelt den Lehrinhalt also nicht nur trocken mit der Nase im Buch, sondern echt authentisch, erfahrbar, nachprüfbar, erlebbar vor Ort mit der Nase im Wind. Keine Angst: Der Blick in Bücher wird nicht zu kurz kommen. Die Lehrform ist dabei dem Thema und den Gegebenheiten, der Situation vor Ort angepasst.

Speziell wendet sich „Schule unter Segeln“ an Jugendliche und junge Erwachsene, die Schule oder Ausbildung abgebrochen haben und erwerbslos sind, die aus negativen Cliquen aussteigen wollen, sozial isoliert, verschuldet sind oder Bewährungsauflagen zu erfüllen haben oder Drogen missbrauchen, Opfer von ewalt wurden oder Straßenkinder sind – um nur ein paar Beispiele zu geben.

Alle Teilnehmer einer Fahrt sind zugleich Mannschaft an Bord. Als solche werden sie ernst genommen, nicht bagatellisiert. Sie seemännische und pädagogische Crew versucht ein verläßliches und positiv-stabiles Beziehungsangebot aufzubauen. Dabei ist unser Schiff auch immer ein Schutz- und Schonraum, obwohl es kaum einen Rückzugsraum gibt. Der Einzelne muß auf begrenztem Raum das Verhältnis von Nähe und Distanz neu austarieren.

Für uns gilt der Dialog als Prinzip nach Paulo Freire. Alle Teilnehmer beteiligen sich an Entscheidungsprozessen im Rahmen des Möglichen. Dies betrifft die pädagogischen Inhalte und Formen wie auch seemännische Fragen. Keine Frage: Das letzte Wort hat der Kapitän, der die Verantwortung für Mannschaft und Schiff hat, der die Befehle gibt.

Jeder an Bord nimmt mehrere aufgaben wahr. In der Kombüse beteiligen sich alle am Kochen und beim Abwasch. Klarschiffmachen, Deckschrubben und Segelsetzen sind stete Aufgaben, die das Leben an Bord stellt. Alle lernen aber auch das Navigieren und Steuern eines Schiffes. So trägt jeder seine Verantwortung für Schiff und Besatzung.

An Bord ist sowohl einzelfallhilfe möglich als auch Gruppenarbeit sowie Elemente der Gemeinwesenarbeit (Wohlfahrtspflege). Unsere Methodik basiert dabei auf der ruppenpädagogik, der themenzentrierten Interaktion, Empowermentstrategien und dem 6-Schritt-Lösungsmodell nach Thomas Gordon.

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Geschrieben am Donnerstag, den 01. Dezember 2011 um 17:42 Uhr. Zuletzt aktualisiert am Dienstag, den 20. Dezember 2011 um 10:04 Uhr