„Mensch beisst Pferd“ – Robert Cook im WELTEXPRESS-Exklusivinterview

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© Robert Cook

Frankfurt am Main, Deutschland (Salon Philosophique). Bernd Paschel interviewte exklusiv für WELTEXPRESS den US-amerikanischen Pferdeforscher und Gründer der Veterinärschule an der Tufts Universität Massachusetts, Professor Dr. Robert Cook. 1952 graduiert der Mediziner und Lehrer, mit dem Focus seiner Forschung auf Ohr, Nase und Kehle des Pferdes am Royal Veterinary College, London. Cook schrieb zwei Bücher, eins davon mit Dr. Hiltrud Strasser, Tübingen, und über hundert wissenschaftliche Artikel über seine Forschungsarbeiten. 1997 war er der erste Wissenschaftler, der die Wirkung des Gebisses auf das Pferd erforschte und die bekannte gebisslose Zäumung „Crossunder Bitless Bridle“ entwickelte.

Paschel: Dr. Cook, einige Leute nennen Sie „den Vater des gebisslosen Reitens“, aber wäre es nicht genauer, Sie einen Pionier in der Erforschung des Pferdegebisses und des gebisslosen Reitens zu nennen?

Cook: Ja, gebissloses Reiten wurde zuerst entdeckt von einigen unbekannten Menschen vor ca. sechstausend Jahren. Sie benutzten wahrscheinlich eine Schlinge um den Hals(heutiger Halsring) und ein einfaches Halfter. Mit der Zeit führte das zum Bosal, Hackamore und Sidepull; alles sind weniger schmerzvolle Methoden der Kommunikation als das Gebiss, das in der Bronzezeit erfunden wurde. Das Wort „bit“ (Gebiss) kommt vom Angelsächsischen „bite“ (beißen), doch man muss Pferden nicht weh tun, um eine Zügelhilfe zu geben. Sie können eine Fliege erspüren, die auf ihrem Gesicht landet – Berührung genügt. Schmerz ist „overkill“ und ein Hindernis zur Partnerschaft. Mein Beitrag war, die Frage zu stellen;“ Was bewirkt das Gebiss beim Pferd?“ Dabei entdeckte ich später in meiner Karriere, dass ein Halfter mit Gebiss ein ernstes Handicap für beide ist, Pferd und Reiter, und ich entwickelte eine effektivere und weniger schmerzvolle Alternative.

Paschel: Hat man sich für Jahrhunderte verirrt, da das Gebiss auf griechischen Vasen gemalt wurde?

Cook: Ja, unverständlich, die frühen Domestizierer des Pferdes nahmen an, dass das Pferd am besten kontrolliert werden könne, indem man ihm Schmerz zufügt. Demgemäß richtete man die größte Gewalt auf das empfindlichste Teil des Pferdes – sein Maul. Über tausend Jahre nachfolgender Generationen machten den gleichen Fehler mit der Tendenz, die Härte des Gebisseinsatzes zu verschlimmern und geschäftlich mehr denn je zu vermarkten. Ähnlich blind waren alle Generationen für die negativen gesundheitlichen Auswirkungen und die Sicherheit betreffenden Nebeneffekte.

Fakt ist, dass das Gebiss eine empfindliche Körperhöhle verletzt und unausweichlich eine schmerzvolle und contraproduktive Art der Kommunikation ist. Es kontrolliert nicht wirklich das Pferd, sondern es ist in der Regel die eigentliche Ursache zum Verlust der Kontrolle. Selige Ignoranz über den Schaden gepaart mit Gewohnheit und traditionellem Denken sind der Grund für das Überleben eines solch primitiven Instrumentes als übliche Praxis (Standard) bis auf den heutigen Tag.

Paschel: Bevor wir zur Alternative des Reitens ohne Gebiss kommen, bitte nennen Sie einige Nachteile des Gebisseinsatzes. Ist es Ihnen möglich, in kurzen Worten die Gründe zu untermauern, das Gebiss zu abzulehnen?

Cook: Kurze Fragen bedürfen manchmal lange Antworten aber hier ist eine Kurzfassung, aber für die Details gehen Sie zur fortführenden Literatur, im einzelnen zu item 8 und 19. Ich stellte über zweihundert Verhaltensauffälligkeiten fest beim Gebrauch des Gebisses und keine Vorteile. Zusätzlich halte ich das Gebiss verantwortlich für über 40 Erkrankungen. In anatomischem Sinne können die Verhaltensstörungen und Erkrankungen in drei Bereichen zusammengefasst werden.

Negative Einwirkungen auf: Gehirn, Lunge und Beine.

Gehirn: Gebissschmerz ängstigt das Pferd. In der ersten Phase macht es das Pferd nervös, überempfindlich und schreckhaft. Über einen längeren Zeitraum kann es zu Depression, Reizunempfindlichkeit und Resignation (erlernte Hilflosigkeit) kommen. Pferde sind Beutetiere, ausgestattet, hochsensibel auf Alles zu reagieren, das ihre Sicherheit und Komfort bedroht. Schmerz und Angst sind verantwortlich für eine Legion von überlebenswichtigen Reaktionen, die aus der Sicht des Reiters „Untugenden“, bzw. „ungewünschtes Verhalten“ sind. Viele von diesen sind der Grund für Unfälle und Verletzungen von Pferd und Reiter, mit teils verhängnisvollem Ausgang. Die Angst vor den Gebissschmerzen trägt überwiegend zum Durchgehen, Steigen und Verweigern bei. Schmerz und Angst ändern den Charakter. Meist wird die Schuld beim Pferd gesucht, während der Fehler gänzlich bei uns ist und das Pferd gänzlich unschuldig. Das Pferd spiegelt einfach den Fehler des Reiters.

Lunge: Das Pferd ist ein Nasen-Atmer. In der Wildnis rennt das Pferd mit geschlossenen Lippen, Zähne geschlossen, Zunge unbeweglich, Maul trocken und Kopf nach vorn ausgestreckt. Ein Gebiss wirkt störend auf diese Aspekte. Die Lippen tendieren sich zu öffnen, das Maul klafft oft auseinander, die Zunge ist in ständiger Bewegung, Speichel wird im Überfluss erzeugt und der Kopf/Hals gebeugt.

Weil die Wurzel der Zunge aufgehängt ist an der Schädelbasis am selben knöchernen Gerüst, das den Kehlkopf am Eingang der Luftröhre unterstützt (Fig.1), ist der Luftstrom in der Kehle – Saugen und Blasen – durch den ständigen Wechsel oft gefährdet. Das Pferd muss beim Atmen härter arbeiten, weil es weniger Sauerstoff bekommt. Das Gebiss – als etwas Körperfremdes im Maul, triggert „Essen“. Kauen, Speichelabsonderung und Schlucken sind alles Tätigkeiten, die im Konflikt mit Anstrengung und Leistungserbringung stehen, die mit schneller Atmung, Ansteigen der Herzfrequenz, und verstärkter Sauerstoffversorgung der Skelettmuskulatur verbunden ist. Körperliche Leistungen erfordern Aktivitäten in den Beinen und nicht im Maul, sie sollen die Skelettmuskulatur innervieren nicht die des Maul’s. Meine Forschung hat mir gezeigt, wenn das Pferd in Freiheit rennt, ist die Mundhöhle nur ein potentieller Hohlraum, der ständig im Unterdruck ist und also ein luftleeres Vacuum darstellt. Wie ein kollabierter Plastikmüllsack wird der weiche Gaumen an die Zungenwurzel gesaugt. Gaumen und Zunge hängen zusammen wie zwei nasse Decken. Dies erlaubt dem Atemweg in der Kehle bei körperlicher Bewegung total offen zu bleiben. Dadurch wird ein teilweiser oder kompletter Kollaps des Atemwegs durch einen sich verschließenden Kehldeckel bei jedem Atemzug verhindert . Leser können diesen kollabierenden Effekt (beachte stehend) vor einem Spiegel simulieren, indem sie bei bewusster Entspannung der Nasenlöcher und geschlossenem Mund einen plötzlichen starken Atemzug nehmen. Beide Nasenwände kollabieren unter den starken Ansaugkräften, der Luftstrom ist versperrt und der Effekt kann bis ins Zwergfell ganz unten erspürt werden. Es ist der gleiche Effekt, der sich in der Kehle des Pferdes ereignet, wenn der weiche Gaumen nicht an der Zungenwurzel durch einen Unterdruck angesogen wird. Ein Gebiss bricht die Lippenversiegelung, zerstört das Vakuum und zusammen mit der durch das Gebiss erzeugten Kopfbeugung behindert es die Atmung. Wegen Erstickungsgefahr (choking) kann ein Pferd vorzeitig ermüden, stolpern, fallen, Sehnen zerren, zusammenbrechen, Gelenke auskugeln, Knochen brechen, Wasseransammlungen und Blutungen in der Lunge erleiden und sterben. Ödemartige Quetschungen und Blutungen der Lunge führen zu geringerem Gasaustausch und in Folge wird die Zirkulation des Blutes im restlichen Körper behindert. Das Herz wird belastet, der Blutdruck steigt und in einem Teufelskreis leiden die Bein- und andere Muskeln an Sauerstoffmangel. Dieser katastrophale Dominoeffekt wird aus meiner Erfahrung durch dorsale Verlagerung des weichen Gaumens (DDSP) oder Gaumeninstabilität ausgelöst. Obwohl DDSP ein häufiges Problem ist (folglich diese bedauerliche Abkürzung), wird es meist mit „unbekannter Grund“ abgetan, sein Name beschreibt das Symptom weniger den Grund. Metaphorisch stromaufwärts schwimmend gegen den Meinungstrend, erlaube ich mir, anderer Meinung zu sein. Aus meiner Erfahrung ist DDSP durch das Gebiss bedingt. Eine genauere medizinische Bezeichnung wäre „Gebiss-induzierte Nasenrachenraum-Verengung“ oder einfacher gesagt „Ersticken auf dem Gebiss“.

Beine: Beim Rennen in der Wildnis oder Freiheit macht das Pferd einen Schritt pro Atemzug; Laufen und Atmen sind eng synchronisiert. Im Galopp kann das Atmen und Laufen eine Frequenz von 140/Min. erreichen. Ein oraler Fremdkörper behindert diesen Rhythmus. Der Gleichklang der Bewegung kann verloren gehen und der Gang wird kurz, abgehackt und schwer auf der Vorhand. Von allen diesen unerwünschten Bewegungsproblemen, verursacht durch das Gebiss, kommen Gangartprobleme am häufigsten vor. Ein Gebiss kann ein Pferd „breathless“ (atemlos) und „legless“ (beinlos) machen.

Kurz gesagt, das Gebiss ist nicht kompatibel mit der Physiologie der Bewegung, ein Hemmschuh für Höchstleistung, ein Risiko für die Gesundheit und Sicherheit für Pferd und Reiter, und ein Handicap für die Reiter/Pferd Kommunikation. Das Gebiss ist ein Mittel, das der Entwicklung von „Harmonie zwischen Reiter und Pferd“ – welches angeblich das Ziel von allen Reitern ist und das Motiv für Reiten im 21st. Jahrhundert – diametral entgegensteht.

Paschel: Es scheint, um das richtig zu verstehen, sollte man sich noch genauer mit der Anatomie des Hals-/Rachenraumes befassen!

Cook: Ja, das korrekte Funktionieren des Rachenraumes ist wesentlich für das Leben schlechthin. Es ist die Kreuzung für zwei lebenswichtige Wege; einer für Futter und Wasser, der im Ruhezustand in dem Magen geht und einer für eine steife Brise, die vorwärts und rückwärts in und aus den Lungen strömt, wenn das Pferd in Bewegung ist (Fig 1). Am Maul liegen die Nüstern über dem Eingang zum Rachen (Luftweg über Futterweg) aber im Hals ist das Verhältnis umgekehrt (Futterweg über Luftweg). Der Rachen muss zwei Funktionen erfüllen, entweder Atmen oder Trinken, nicht beide gleichzeitig. Der sprichwörtliche „Trinker des Windes“ sollte nicht, wenn er zweieinhalb tiefe Atemzüge in der Sekunde nimmt (versuche es selbst!), konfrontiert sein mit der Option den durch das Gebiss erzeugten Speichel zu inhalieren von bis zu 50 ml oder 3 Esslöffel voll in der Minute (6 Schluck für uns). Sie können den Speichel entweder schlucken oder inhalieren aber beide Optionen haben ernste Konsequenzen für die Atmung. Wenn sie schlucken, riskieren sie zu ersticken, wenn sie einatmen, beginnen sie zu ertrinken. In der Freiheit wirken anatomische Klappen im Rachen des Pferdes wie eine Eisenbahnschranke. Beim Atmen ist der weiche Gaumen in der „unteren“ Stellung und die Knorpelklappen des Kehlkopfes in der „oberen“ Stellung, in der sie den Luftweg öffnen und den Schlund schließen. Umgekehrt beim Trinken ist der weiche Gaumen in der oberen Stellung und die Knorpelklappen des Kehlkopfes in der unteren Stellung, um den Luftweg zu versperren und den Schlund zu öffnen.

Figure 1. The ‘gate’ changes in the throat for breathing and swallowing. Key: AC = flapper cartilages of the voice box (larynx); E = epiglottis; Esophagus = gullet; LP – laryngopharynx, two gutters either side of the voice box, enabling a horse to graze without swallowing and interrupting breathing or using their sense of smell); OI = the soft palate ‘button-hole’; Oropharynx (OP) = the swallowing part of the throat; Nasopharynx (NP) = the breathing part of the throat; SP = soft palate; Trachea = windpipe. Wie bei Strassenkreuzungen kann eine Beeinträchtigung des Zusammenspiels der zwei Kehlkopfstrassen fatale Unfälle erzeugen. Weil das Gebiss das falsche Signal sendet (Schlucken anstatt Atmen) und die weiche Gaumen-Schranke von ihrer „Sperre“ (durch Zerstören der Vacuum-Verpackung) entfernt, ist das Gebiss eine immer gegenwärtige Quelle für Unfälle. Der weiche Gaumen des Gebiss-Pferdes ist ein Risiko für Instabilität und eine Barriere für den „Luftverkehr“. Wie wir sagen, ein Gebiss kann „Sand ins Getriebe streuen“.

Das Gebiss im Maul kann das Pferd gegenüber dem Reiter misstrauisch und gefährlich machen , Atemnot und Erstickungsangst erzeugen, krank machen und sogar zum Tod führen. Um mit „D“ für Desaster fortzufahren: Der Reiter kann (dissatisfied and disappointed) frustriert und enttäuscht über seine eigenen Reitfähigkeiten sein und mutlos (discouraged) vom Pferd steigen oder fallen (dismounted), gelegentlich tödlich (dead).

Paschel: Ich brauche kaum eine wissenschaftliche Erklärung, um mir vorzustellen, wie ich mich als Radrennfahrer in einem Wettkampf fühlen würde mit einem schmerzvollen Metallstab in meinem Mund.

Cook: Ja, sogar als Kind hätten Sie instinktiv verstanden, dass es keine gute Idee war durch den Garten zu rennen und dabei einen Apfel zu essen! Ein galoppierendes Pferd bewegt sich zeitlich mit der Atmung. Wenn das Gebiss das Atmen behindert, behindert es auch das Laufen. Das Entfernen des Gebisses bewirkt Wunder für den Gang des Pferdes. Der Schritt wird länger und die Vorhand leichter. Leidenschaftlich sollte das den Pferdebesitzer, von Rennpferden besonders, interessieren, denn ein längerer Schritt bedeutet mehr Geschwindigkeit. Einiges der natürlichen Anmut des Pferdes in der Freiheit kehrt zurück. So wie beim schwimmenden Menschen das Atmen ein existentielles Problem ist, gilt das beim Pferd, wenn es rennt.

Der Schwerpunkt des stehenden und reiterlosen Pferdes liegt auf der vertikalen Linie direkt hinter dem 13ten Rückenwirbel. Wenn das Pferd bestiegen und in Bewegung ist, verschiebt sich der Schwerpunkt nach vorn und das Pferd wird schwerer auf der Vorhand. Ein oder mehr Gebisse im Maul schieben zusätzlich den Schwerpunkt nach vorn. Erstens tut es das durch das tote Gewicht des Gebisses am Ende des Hals-Nacken-Pendels, zweitens weil der Reiter in „Anlehnung“ am Gebiss zieht und dadurch Druck auf das Gebiss erzeugt (die FEI fordert ständige Anlehnung!) was beides zusätzlich Gewicht auf die Vorhand bringt. Drittens wölbt das Pferd instinktiv leicht seinen Rücken und hebt den Kopf (legt sich auf das Gebiss), um das Gewicht des Reiters leichter zu tragen.

Stell Dir vor ein Pferd zu sein und mach es deinem Enkel in Huckepack verständlich.

In der Absicht, den Schmerz abzuwehren und den Verlust der Balance zu verhindern, nimmt das Pferd das Gebiss entweder zwischen die Zähne und hält dagegen, oder es bringt das Gebiss unter die Zunge und tut dasselbe. Sofort, wenn das Gebiss beseitigt ist, wird der Tritt leichter, was man in einem Video am Geräusch wahrnehmen kann. Ein Pferd, das auf der Vorhand schwer ist, hat ein Problem mit dem Ausbalancieren. Es hat einen kürzeren Schritt, entwickelt eine „abgehackte“ Bewegung und verliert die „Selbst-Tragfähigkeit“. Eine schwere Vorhand bring mehr Belastung auf Knochen, Gelenke und Sehnen der Vorhand. Für Rennpferde wird die Wahrscheinlichkeit zu fallen größer.

Paschel: Sie können diese Situation mit einem einfachen Test simulieren. Wenn Sie auf alle Viere heruntergehen und ein Helfer erzeugt mit einem Gürtel ansteigenden Druck auf Ihr Kinn, können Sie erspüren, wie mit dem ansteigenden Druck am Kinn Ihre Hände mehr Druck am Boden bekommen in dem Maße wie Sie gegenhalten.

Cook: Danke! Das ist eine interessante Idee und ich habe es sofort ausprobiert.

On ‘all fours,’ with a straight bar snaffle in my mouth and the reins held by an assistant in such a way that, at the start, the bit made contact with the corners of my mouth on the weight of the reins alone, I moved slowly forward on hands and knees as rein pressure was steadily increased in six stages. In this way I sensed, as you say, that palm pressure increased as rein pressure increased. In order that I could retain my balance and resist the bit’s elevation of my head, I found that I was ‘bearing down’ (leaning) on the bit.

However, I had no means of measuring palm pressure. So I then carried out a stationary test using my bathroom scales as a simple ‘force plate.’ I weigh 142 lbs (64 kg) and, at rest, with the palms of my hands on the scale platform (3 inches, 3,5 cm, above ground level), the scales registered 50 lbs (23 kg.). Repeating the rein pressure test several times to the point at which I was unwilling to experience any greater pain in my mouth, palm pressure registered a maximum of 60 lbs (27 kg) on each occasion.

Zusammenfassung: Wenn im Stand der tolerierte Grenzwert-Zügeldruck in 4,5 kg Druckverstärkung auf der Vorhand ist, sind das 20% über dem Basisdruck. Wenn es möglich wäre, den selben Test im Schritt oder Trab durchzuführen, würden voraussichtlich noch höhere Druckspitzenwerte vorkommen.

Wenn im Stand bei federnder Zügeleinwirkung Spitzen von 36 kg vorkommen, wäre es wiederum vernünftig anzunehmen, das die Nickbewegungen des Pferdekopfes in der Bewegung noch größeren Druck erzeugen würden als beim Tragen eines Enkelkindes spürbar sind. Wenn in Ruhe der moderate Zügelzug Spitzen von 36 kp erzeugt, ist es begründet anzunehmen, dass die Nickbewegungen des Kopfes noch größere Zugkräfte erzeugen.

Dieses Pilot-Experiment stützt unsere Beobachtungen.

Paschel: Das schafft eine wundervolle Gelegenheit für Forscher dies im Versuch zu überprüfen, indem die Kraftmessplattentechnik benutzt wird, die uns zur Verfügung steht.

Menschen nennen es „Zügelhilfen“ und Feine Hilfen“. Wenn ich Sie richtig verstehe, ist in der Realität eine Gebiss-Hilfe keine Hilfe, wie der Begriff unterstellt, sondern eine Behinderung und sinnlose Bestrafung?

Cook: Ja, sogar in der Hand eines Meisters ist das Gebiss ein Handicap für beide, Pferd und Reiter. So kann ich konstatieren, dass der Begriff „Zügelhilfe“ mit Gebiss in Wirklichkeit ein Widerspruch in sich ist – wie auch der Begriff „Gebiss-Kontrolle“. Kein Pferd akzeptiert willentlich ein Gebiss. Wenn es nicht festgeschnürt wäre, würde das Pferd es ausspeien. Unverständlich, Pferde halten das vorgeschriebene Gebiss aus, indem sie sich gegen Schmerz und die Störung der Balance wehren. Der Artikels 101 der FEI fordert “no resistance should be offered to the Athlete, ist ein utopisches Ziel wegen des Equipments und der Anlehnung, welche die FEI vorschreibt. Derzeitige Wettkampfregeln enthalten viele solcher innerer Widersprüche, weil Regeln und Standards nicht konform gehen mit der Sportphysiologie. Paradoxerweise bestrafen Richter Reiter, wenn Pferde Dinge tun, die sie ohne Gebiss niemals täten.

Ein weiteres Problem ist, dass die meisten von uns als Reiter keinen unabhängigen Sitz haben. Das Ergebnis ist, wir benutzen die Zügel ungewollt zum Ausbalancieren, wobei wir das Pferd aus der Balance bringen und schmerzen. Unbeabsichtigt beginnt der Reiter mit den metallbestückten Hilfen den Kampf; das Pferd kämpft zurück; und das Tauziehen eskaliert. Das Pferd wird beschuldigt als „Durchgeher“, „hart im Maul“ oder „bockig“, jedoch das Pferd folgt lediglich genetischen Regeln wie: „when out of balance – REBALANCE“ oder “when frightened – RUN”. Jockeys und Gespannfahrer (bewaffnet mit Zügeln 8 bis 10 Fuß lang) nutzen ihr Körpergewicht und wirken mit enormer Kraft auf die Stange im Maul des Pferdes ein. Ein Wunder ist es, dass nicht mehr katastrophale Unfälle passieren.

Wenn ein Pferd „on the bit“ ist, liegt das Gebiss auf dem Knochen. Selbst leichter aber konstanter Kontakt muss zu Knochenschmerzen im Kiefer und einer Vergeudung von Energie durch Anspannen der Nackenmuskeln führen. Dieser Nackenversteifungsprozess geschieht beim Pferd in Freiheit und wenn es ohne Gebiss geritten wird nicht. Stahl auf Knochen wird von Riemen auf der Haut übertrumpft. Steifigkeit im Nacken ist inkompatibel mit dem athletischen Optimum.

Vor einigen Jahren referierte Dr. James Rooney über die Nackensteife des Kopf-/Nackenpendels bei Warmblütern durch Überzäumung und Kopf/Hals-Beugung. „Versuche einige hundert Meter zu rennen mit dem Nacken in Gips!“

Kein menschlicher Athlet könnte eine gute Leistung ohne Freiheit des Nackens erbringen. Ein Pferd kann sich nicht ausbalancieren (sich selbst tragend), wenn sein Kopf und Nacken zurückgehalten wird z. B. in Hyperflexion des Kopfes (Rollkur).

Eine akzeptable Zügelhilfe (akzeptabel für das Pferd) sollte schmerzfrei sein. Darüber hinaus sollte jede Hilfe freundliche Aufforderung sein und kein durch Gewalt unterstützter Befehl. Sie soll ein Signal zur Kommunikation und nicht der Nötigung sein. Zügelhilfen suchen die Kooperationsbereitschaft des Pferdes und sollten nicht mechanische Krafteinwirkung sein.

– Sie sind nicht verwandt mit den Bremsen und dem Lenkrad eines Autos. –

Für viele Reiter erfüllt der Zügel des Crossunder Bitless Bridle das Bedürfnis nach einer schmerzfreien Signalgebung. Für die Minderheit (z. B. mit einem zügelunabhängigen Sitz), gibt zwei andere schmerzfreie Zügelarten. Die erste ist der bekannte Halsring, die Zweite ist weniger bekannt und offensichtlich übersehen worden selbst im Teil der Welt, wo sie entwickelt wurde. Gemeint ist das Bedouin Bridle, das ich erst vor 6 Monaten entdeckt habe. Seit Januar 2013 arbeite ich zusammen mit Dr. Fridtjof Hanson, einem pensionierten Herzgefäßforscher und lebenslangem Horseman in Neuseeland. Dank dem glücklichen Zufall auf meiner Seite und dem ausserordentlichen Wahrnehmungsvermögen und Geschick auf Hansen’s Seite, wiederentdeckte er im Dezember 2014 das Bedouin Bridle und zeigte mir seinen Wert.

Beide nutzen deutlicher den Tastsinn des Pferdes und die Propiorezeption, ein Sinn, der noch effizientere und genauere Signalgebung ermöglicht als Berührung. Proprioreception ist der Sinn der Achtsamkeit für Stellung und Bewegung unseres Körpers im Raum und eine wesentliche Komponente für Balance. Beide dienen dem Gleichgewichtssinn sowohl des Reiters wie auch des Pferdes. Der Bedouin Zügel hat den Vorteil, dass er den Reiter mit dem „proprioceptiven headquarter“, dem Kopf des Pferdes, verbindet. Wie auch immer, beide Hilfen bringen die Balance von Reiter und Pferd in einen Dialog. So werden Reiter und Pferd eins, das Pferd wird nicht gestört und die ultimative „Centaur“ Einheit von zwei Athleten ist möglich.

Paschel: Wir müssen hier, wie ich denke, auf Ihren Artikel von 1999 verweisen „Pathophysiologie des Gebiss-Einsatzes beim Pferd“. Die Verhaltensprobleme würde ich gern noch vertiefen. In welchem Ausmaß sind diese verursacht durch das Gebiss?

Cook: Die Mehrheit reitet mit Gebiss und das Nichtannehmen des Gebisses ist so gängig, dass seine vielfältigen Erscheinungsformen gängige Namen bekommen haben. Man beschreibt Pferde als “mit dem Gebiss spielend”, wenn sie ihre Zunge über oder hinter das Gebiss nehmen, die Zunge rollen, mit dem Gebiss klappern, darauf kauen oder daran lutschen, das Gebiss zwischen die Zähne nehmen, pullen, bohren und sich auf das Gebiss legen, mit den Zähnen knirschen, das Maul aufsperren, sabbern, schäumen, sich verwerfen oder Headshaking.

Weitere unerwünschte Verhaltensformen sind eng mit der absoluten Aversion des Pferdes gegen das Gerittenwerden mit Gebiss verknüpft. Ebenfalls damit verknüpft sind unerwünschte Taktstörungen.

Der Versuch des Pferdes, das Gebiss zu meiden, kann mitunter der einzige Grund sein für krankhafte Atemgeräusche, die sogenannten Töne des Leidens, durch Einschränkung der Luftzufuhr während des Reitens, zusammen mit Atemnot und Vibration des Kehlkopfes. Das ist direkt nach oder während des Reitens durch Abtasten spürbar.

Möchte man dieses krankhafte Röcheln von weniger gängigen Gründen des Leidens durch Luftmangel (zum Beispiel der Lähmung des Kehlkopfes, dem sogenannten Kehlkopfpfeifen) unterscheiden, wiederholt man die Übung durch einfaches Reiten ohne Gebiss im Maul. Wenn die Luftwegblockierung stattfindet bei schneller Bewegung vollständig oder vorübergehend (z.B. aufgrund eines Kehlkopfkrampfes oder einer Blockade der zwei Öffnungen durch das Gaumensegel, siehe Fig.1) ist kein Atemgeräusch zu hören und das Pferd wird schnell und ruhig sterben.

Der plötzliche Tod eines Rennpferdes ist ein all zu vertrautes Ereignis.

Figure 2. Bit-induced bone spurs on the bars of the mouth, on the right bar especially. The first cheek tooth in the lower jaw is on the left of the picture and the tush (canine tooth) on the right. (Courtesy of American Museum of Natural History) Im Gegensatz zu den meisten anderen Tieren tolerieren Pferde einen fremden Gegenstand in ihrem Maul ohne auszurasten (versuche es bei einem Hund!), doch das ist nicht, weil Pferde es lieben. Kein Pferd akzeptiert das Gebiss wirklich. Seine Präsens ist verknüpft mit der Bemühung des Reiters zu kommunizieren. Durch das Gebiss zugefügter akuter oder chronischer Schmerz treibt das Pferd an, es ruhig zu stellen durch Fassen mit den Backenzähnen. Wenn das einmal geschieht, ist die Signalübertragung Reiter zu Pferd unmöglich und das Pferd übernimmt die „Führung“. Shakespeare beschreibt es kurz und bündig:“The iron bit he crushes ‘tween his teeth, Controlling what he was controlled with.”

Die Tatsache der Zungenbewegung mit darauf folgender Dorsalverlagerung des Gaumensegels hat im Pferderennsport der USA in den letzten Jahren zur annähernd routinemäßigen Praxis des Festgurtens der Zunge und damit zur Einführung eines weiteren Fremdkörpers in das Pferdemaul geführt. Absurderweise in der zum Scheitern verdammten Hoffnung, das Ersticken des Pferdes am Gebiss zu verhindern, wird die Zunge an den Unterkiefer gebunden. Der Mechanismus, durch den ein Gebiss ein Rennpferd ersticken kann, ist der gleiche wie ein Opfer mit Wasser zu foltern (Waterboarding) oder mit Wasserfolter zu bedrohen. Des gefolterten Opfer’s Kehle wird mit Wasser geflutet und erzeugt Angst vor dem plötzlichen Tod durch Ertrinken oder Ersticken (durch Kehlkopfkrampf).

Vergleichbar ist es, wenn ein galoppierende Pferd schnell und tief atmen muss mit der Kehle voll mit Speichel und kollabierendem Luftstrom. Wenn sein Luftstrom nur teilweise gestört ist, wird seine Lunge bei jedem Atemzug gequetscht von dem schädigendem Saugdruck, dem sie ausgesetzt ist.

In wenigen Fällen kann ein verräterisches Zeichen davon sichtbar sein, „Blutungen“ an den Nüstern, doch nicht zu sehen sind die verdeckten Schädigungen der Lunge, welche die Pathologie in der medizinischen Literatur als „Negatives Druck-Lungen-Ödem“ beschreibt, zu finden in der Veterinärliteratur auch als durch Anstrengung induzierte Lungenblutung. Das Pferd macht möglicherweise ein Gurgelgeräusch wie ein Röcheln aber seine Leistung wird schnell vermindert. Einige Pferde können einen Krampf im Kehlkopf bekommen und geräuschlos sterben, schnell und ruhig. Der Jockey hört keinen Laut von Atemnot. Dieses sind die Zwischenfälle, die in der Presse fern der Rennbahn erklärt werden als „Plötzlicher Tod durch Herzversagen“. Das Rennpublikum bleibt ahnungslos, dass Herzversagen möglicherweise die Folge eines Lungenödems ist und akzeptiert die Erklärung: „Das kann immer mal passieren.“ Auf diese Weise wird negative Publicity vermieden, Rufe nach Veränderung ignoriert; „business as usual“ läuft weiter.

Paschel: Ist die Gewohnheit des Headshaking auch ein Problem, das durch das Gebiss verursacht ist?

Cook: Ja, wie das Ergebnis von gesammelten Beweisen seit 1997 sich darstellt, begreife ich jetzt, dass das Gebiss die gängigste Ursache für Headshaking ist. Dies als Grund auszuschliessen, empfehle ich den Versuch , das Gebiss testweise zu entfernen (für mindest einen Monat) als den ersten Schritt in der Untersuchung solcher Fälle. Viele Pferde zeigen Zeichen von Verbesserung in der ersten Woche aber einige brauchen Wochen zur vollständigen Wiederherstellung.

Headshaking ist aus meiner Erfahrung einfach eins von vielen Zeichen einer Trigeminusneuralgie, die durch hartnäckigen Druck durch das Gebiss herbei geführt wird. Beim Menschen ist der Schmerz der Neuralgie (tic doloreux) in dem selben Nerv.

Paschel: Wenige Reiter sind in der Lage, das Maul ihres Pferdes zu begutachten. Wenn sie es könnten, was würden sie sehen oder fühlen?

Cook: Gebissdruck verursacht Blutergüsse am Gaumen, Platzwunden auf Zunge und Lippen, Knochensporne am Unterkiefer (Fig.2), Sternfrakturen im Interdentalraum, Erosion des ersten Backenzahns im Unterkiefer (Fig.3) und sogar Ausfall von diesen und anderen Zähnen.

Figure 3. Bit-induced erosion of the first cheek tooth in the lower jaw. Small bone spurs are also present on the bars of the mouth (Courtesy of American Museum of Natural History) Ein Gebiss befindet sich nahe bei den Wolfszähnen, die unter dem Zahnfleisch im Unterkiefer oder gerade durch das Zahnfleisch stoßen vor dem ersten Backenzahn. Schmerz wird verursacht, wenn das Gebiss dagegen schlägt oder über diesen rudimentären Zahn rollt. Die Backenstücke einer Kandare drücken die Backen des Pferdes gegen scharfe Zahnschmelzecken an den Oberkieferzähnen und verursachen gewöhnlich Entzündungen.

Rennpferde sind im Leistungszenit ihrer Karriere in dieser Zeit des Zähnekriegens zwischen 2 und 5 Jahren, wenn ein permanenter Zahndurchbruch stattfindet und das Maul hypersensibel ist. Wenn man einen Vollblut – oder Warmbluttrainer fragt, welcher Prozentsatz an Pferden in ihrem Stall erwartungsgemäß ein wundes Maul der einen oder anderen Art irgendwann bekommt, schwankt die Antwort zwischen 20% und 60%.

Paschel: Gibt es einen guten Grund für den Gebrauch des Gebisses?

Cook: Nein. Es gibt nur einen einzigen Grund, aber der ist kein guter. In vielen Disziplinen sind Gebisse vorgeschrieben im Wettkampf.

Diese falsche „Notwendigkeit“ geschieht auf Kosten des Pferdes und macht Nonsense! aus dem Ziel des Pferdesports: „das Wohlergehen des Pferdes ist das höchste Ziel“.

Im 21sten Jahrhundert ist das ein Anachronismus, wenn Reiterverbände sich gleichzeitig als Hüter des Tierschutzes gebärden.

Paschel: Das ist ein rationaler aber bestürzender Schlusssatz. Danke für Analyse.

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Weiterführende Literatur: http://www.bitlessbridle.com/15FURTHERREADING.pdf

Fotostrecke: http://www.bitlessbridle.com/horsemanship.pdf

Anmerkung:

Vorstehendes Interview wurde am 27. Mai 2015, um 20:28 Uhr, im WELTEXPRESS erstveröffentlicht.