Frankfurt am Main, Deutschland; Prag, Tschechien (Salon Philosophique). Viele Haustiere könnten aufgrund ihrer genetischen Disposition durch Mutationen nicht mehr in der Freiheit überleben. Die Pferde gehören nicht dazu, denn sie hatten in der Evolution einen eigenen Weg: Sie wurden domestiziert und die Wildpferde starben aus. Danach wurden Pferde wieder in die Wildnis entlassen und sie haben bewiesen , dass sie dort überleben können. Das gilt noch heute, wie man zum Beispiel in Bosnien und Amerika sieht, wo Hauspferde vor 60 Jahren und früher sich selbst überlassen wurden.
Trotz aller Versuche, Sportpferde zu züchten, die der Ideologie unserer Leistungsgesellschaft entsprechen, zeigen die Pferde die Resilienz, dass sie überleben könnten, wenn der Mensch ihnen artgerechte Bedingungen gibt.
Leider ist das Durchschnittsalter der Pferde nur bei 8 bis 9 Jahren, selbst im Freizeitbereich, weil selten artgerechte Bedingungen praktiziert werden.
Was ist „artgerecht“?
Artgerecht ist eine Annäherung an das ursprüngliche Leben der Tiere, das in unserer Zeit nur dort möglich ist, wo die die räumlichen Voraussetzungen für die Spezies Pferd gegeben sind. In von Menschen dicht besiedelten Gebieten ist die Pferdehaltung sehr problematisch und allein schon deshalb nicht vertretbar, weil Pferde Weitwandertiere sind, die nachts nachweislich über 25 km laufen.
Artgerecht ist auch nicht „Eisen am Huf und im Maul“ des Pferdes, da Pferde nicht damit geboren werden. Das ist evident und eigentlich sind keine wissenschaftlichen Untersuchungen nötig, die es aber gibt und nicht nur von vielen Reitern, sondern auch von den Trägern der Wissenschaft, den Universitäten und den großen Reitverbänden hartnäckig ignoriert werden.
Viele menschliche Projektionen auf das Pferd führen dazu, dass das Pferd krank gemacht wird, wie zum Beispiel das gut gemeinte Eindecken des Pferdes im Winter, weil der Mensch friert, da er nicht über ein gut funktionierendes Thermoreguliersystem verfügt wie das Pferd, welches bei genügend Futter (Energie) 20 Grad minus gut ertragen kann. Das Immunsystem wird durch solche und viele andere angebliche Hilfen und Schutzmaßnahmen geschwächt, die dem Pferd zuteil werden, weil Pferdehalter schlecht informiert sind.
Ist Freiheit in der Gefangenschaft überhaupt möglich?
Um diese Frage zu beantworten, lohnt sich eine Reise zu einem Reiterhof in Tschechien, weil die Praxis überzeugender ist als jede Theorie.
45 Minuten mit dem Auto südlich von Prag befindet sich die Malcany Ranch und die Hufklinik von Vaclav Vydra, die man besuchen sollte.
Nicht nur Pferdefreunde, sondern Tierfreunde, die Hunde, Katzen, Gänse und andere Tiere lieben, könne dort auch mit ihren Kindern erleben, wie viel Freiheit Haustiere ertragen.
Die Malcany Ranch liegt oberhalb des Stausees Slapy, wo Radtouren und Wanderungen einladen zu einem Aktiv-Urlaub oder zu einem reizvollen Aufenthalt nahe der wunderschönen Metropole Prag.
Für fortgeschrittene Reiter, die zügelunabhängig reiten können, besteht sogar die Möglichkeit, auf Absprache an Ausritten ohne Gebiss nur mit Halsring teilzunehmen, wo überwiegend im Schritt und Galopp geritten wird.
Ausreiten
Der Jagdreiter Vaclav Vydra und seine Mitstreiter reiten überwiegend nur mit Halsring und ohne Sattel. Bergauf geht es im Galopp, bergab im Schritt. Pferde in der Freiheit bewegen sich auch überwiegend in diesen beiden Gangarten. Die Pferde von Vaclav und seiner Teilhaberin Martina sind meist hoch im Blut stehende Sportpferde, die durch ihre artgerechte Haltung sehr ausgeglichen sind und auf feinste Hilfen reagieren. Die Sicherheit basiert auf der engen Beziehung zwischen Pferd und Mensch, wobei Vaclav Vydra und seine Schüler die Rolle des Alphatieres übernehmen auf der Grundlage der Pferdesprache, die man natürlich erlernen muss.
Ausreiten mit Vaclav ist deshalb nur möglich auf Absprache für Reiter, die absolut zügelunabhängig im Gelände reiten können. Im Sommer reitet Vaclav gern zu einem gemütlichen Restaurant am See, wo Reiter und Pferde Baden gehen und nach einem gemütlichen Abendessen im Mondschein von den Pferden nach Hause gebracht werden.
Oberhalb des Hofes werden die Pferde tagsüber zurückgelassen auf einer großen Wiese, während die Reiter zu Fuß heimwärts gehen. Den Weg nach Hause zum Hof finden sie in der Dämmerung selbstständig, was kein Problem ist, da sie ja ohne Alles geritten werden und der Weg zum Hof eine Sackgasse ist. Störende Zäune gibt es nicht.
Unterkunft und Verpflegung auf dem Hof
Besuchern des Reiterhofes stehen sechs Zimmer zur Verfügung. Es können 20 Personen gleichzeitig untergebracht werden.
Die Zimmer sind sehr komfortabel eingerichtet mit Bad (Zwei- bis Vierbettzimmer mit Fernsehen und WLAN). Für Selbstversorger existiert eine Küche mit großem Esszimmer. Zum Abendessen empfiehlt sich der Besuch eines gemütlichen Restaurants im nahen Umkreis, wo man nette Kontakte mit Einheimischen finden kann.
Vier Fahrräder stehen bereit zur Vermietung und Angebote für Kleinkinder sowie ein Spielplatz ist inbegriffen.
Für Wanderer ist der See ein lohnenswertes Ziel mit gut markierten Wanderwegen.
Ein Prospekt in Englisch kann angefordert werden.
Vaclav Vydra ist ein sehr liebenswerter und freundlicher Mensch und spricht Deutsch wie auch Englisch. Er ist in der Regel anwesend, wenn er nicht gerade beruflich als Schauspieler unterwegs ist.
Slapy
Der Reiterhof liegt in einer Senke oberhalb des Stausees „Slapy“, der in fünf Minuten Fußmarsch abwärts direkt bei einem Schwimmbad erreicht wird. Der Aufstieg dauert ca. zehn Minuten, für Familien mit Kindern natürlich besonders reizvoll, aber auch für Mountainbiker und Wanderer. Gut ausgezeichnete Wanderwege führen um den ganzen See, aber setzen eine gute Kondition voraus je nach Länge, da es viel bergauf und – ab geht. Karten und Wandervorschläge liegen im Gemeinschaftsraum oder können erfragt werden.
Weitere Angebote am See sind Angeln (Ruderboot), Bootsverleih, Golf (18 Loch-Golfplatz).
Empfehlenswerte Ziele in der weiteren Umgebung sind: Die Hauptstadt Prag in einer Entfernung von ca. 35 km. Die Schlösser Dobris und Konopiste sowie die Burgen Krivoklat, Karlstejn und Zvikov liegen in der Umgebung. Der Aquapark in Merin ist mit einem Dampfer erreichbar. Das Freilichtmuseum in Vysoky Chlumec. Fünf Restaurants sind in rund ein bis drei Kilometer Entfernung fußläufig erreichbar. Auch zu einem Kaufladen läuft man nur eineinhalb Kilometer, zur Post zwei.
Anlage mit Hufklinik
Das Highlight ist natürlich der Pferdehof und die Hufklinik, wo Gänse, Hunde und Katzen frei herumlaufen.
Die Anlage beherbergt zur Zeit 30 Pferde auf 12 Ha , die sich in einem modernen Laufstall befinden mit überwiegend hartem Untergrund, den Barhufpferde brauchen zum selbstständigen Abrieb der Hufe, und mit freiem Zugang zu den Koppeln in Hanglage. Über einen Transponder am Hals wird die zusätzliche Nahrungsaufnahme von Spezialfutter geregelt, auf dem Laufweg verteilt befinden sich Wasserstellen zur Befeuchtung der Hufe.
Von den 30 Pferden sind 14 Einsteller. Alle Pferde (ausgenommen die Klinik-Pferde (momentan drei) leben zusammen in einem großen Offenstall.
Zu gleicher Zeit fand auf der Malkany Ranch eine Prüfung für angehende tschechische Hufpfleger statt, die in einer Fotoreportage bei Weltexpress dokumentiert ist.
Weiterführende Informationen: http://www.statekmalcany.cz/homepage#fotogalerie
Die Erstveröffentlichung des Artikels erfolgte am 10. 3. 2018 bei Weltexpress