Frankfurt am Main, Deutschland (Salon Philosophique). Dr. Kirsten Tönnies ist praktizierende Tierärztin in Kelkheim/Taunus, wo sie eine Kleintierpraxis betreibt. Sie setzt sich für den Ethikkodex der Tierärzte ein, vergleichbar mit dem Ethikkodex für Humanmediziner, der die Veterinärmediziner auf den Tierschutz verpflichten würde.
„In Deutschland wird jedes Jahr millionenfach das Tierschutzgesetz gebrochen“
Zitat Dr. Tönnies: „Wenn man nur ein klein wenig hinter die Kulissen der Tierversuchsindustrie schaut, muss man feststellen, dass das Tierschutzgesetz jedes Jahr millionenfach gebrochen wird.“
Das sagt die Tierärztin Dr. Kirsten Tönnies, die selber früher mal Tierversuche gemacht hat und quasi als Insiderin Wissen aus erster Hand besitzt, in einem Interview mit Gabriele Busse des Freien Radiosenders „Wüste Welle“.
Sadisten gibt es in allen Lebensbereichen und es wäre interessant, einmal wissenschaftlich zu untersuchen, wie hoch eigentlich unter den Wissenschaftlern von Tierversuchen der Anteil von Sadisten im Vergleich zur Normalbevölkerung ist.
„Schon das alltägliche Umgehen mit den Versuchstieren bei unsäglichen Haltungsbedingungen ist mit sehr viel Stress und Leid verbunden, wenn z. B. bei Mäusen Blut abgenommen wird. Das ist nicht so einfach wie beim Menschen, denn man punktiert ein Blutgeflecht am Auge. Dazu muss man das Tier erst einmal packen und fixieren. Schon das alleine löst Todesangst aus. Da sprechen wir noch nicht von den Problemen, dass manchmal auch zu fest zugepackt wird, was bis zum Tode des Tieres gehen kann.
Das Blut von derart gestressten Tieren kann zu Instabilitäten bei den Ergebnissen der Untersuchungen führen. Da sind wir noch lange nicht im Tierversuch drinnen, wo man beispielsweise Gehirnelektroden einpflanzt und die Tiere über Metallschrauben mit ihrem Kopf in Gestellen fixiert“
Für Dr. Tönnies stellt sich grundsätzlich die Frage: „Ist es überhaupt moralisch zu rechtfertigen, dass wir für einen klitzekleinen neuen Mini-Wissensgewinn so grausam mit Tieren umgehen.“
Ganz unabhängig davon werden neben diesen mehr als 3 Millionen Tieren im Versuch auch noch ca. 4 Millionen Tiere nur für diese Versuche produziert, die, wenn sie bei leidlichem Wohlbefinden gehalten werden könnten, eigentlich alle nach den Versuchen weiter versorgt werden müssten, wie es das Gesetz vorschreibt. Stattdessen werden aus menschlicher Sicht „niedere Tiere“ wie Ratten und Mäuse wie Abfall entsorgt. Sogenannte höherwertige Tiere wie Hunde und Katzen und Affen finden zuweilen danach einen Abnehmer.
Wenn das nicht möglich ist, weil die Eingliederung der Tiere zu teuer ist, werden sie unter dem Fachwort „Patho“ getötet, was bedeutet, dass als Begründung für ihre Tötung im Bericht geschrieben wird, dass Teile, z. B. bestimmte Organe für eine angebliche, pathologische Untersuchung benötigt werden, um die Untersuchungsergebnisse zu bestätigen.
Tiere werden also absichtlich getötet, weil man sie nicht mehr versorgen will. Spätesten hier läge ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz vor.
Das ganze Interview als Podcast:
Anzeigen zum Verstoß gegen das Tierschutzgesetz landen bekanntlich bei den Veterinärämtern, die in der Regel überarbeitet sind oder überhaupt nicht tätig werden. Darüber berichtet Edgar Verheyen bei Report Mainz im Interview mit Fritz Frey.
„Was sind Ihre Erfahrungen mit Tierämtern?“
Edgar Verheyen (Jahrgang 1956) ist ein investigativer, vielfach preisgekrönter Filmemacher und Fernsehjournalist mit großer Auslandserfahrung – auch in Krisengebieten. Er ist u.a. Träger des Bayerischen Fernsehpreises.
Seit mehr als 20 Jahren recherchiert Edgar Verheyen Missstände in der Tierhaltung. Über die Möglichkeiten und die Ohnmacht der Veterinärämter berichtet er:
Zitat Edgar Verheyen: „Man muss sagen, die großen Tierschutzskandale in den letzten Jahren wurden nicht von Veterinärämtern aufgedeckt, sie wurden meistens von Tierrechtlern und Tierschützern aufgedeckt und das hat klare Gründe. Die Veterinärämter sind personell zu schwach aufgestellt, sie sind eingebunden in eine sehr strikte Hierarchie in den Landratsämtern und manchmal hängt es einfach an der Persönlichkeit. Da geht Wirtschaftlichkeit sehr häufig vor Tierschutz und sie haben kaum die Zeit, Nutztierhaltungsbetriebe zu prüfen. Man kann sagen, im statistischen Mittel kommt ein Betrieb alle 20 Jahre mal zur Prüfung dran. Daran sieht man, da geht nicht all zu viel. Hinzu kommt, die Veterinäre sind weisungsgebunden. Der Landrat steht drüber, manchmal noch ein Ministerium. …Die Veterinäre können aber natürlich auch selbst aus eigenem Antrieb tätig werden. Wir kennen die Fälle, dass Veterinäre gemobbt werden, dass sie sich sogar schon das Leben genommen haben……“
Das ganze Interview im Video: