Frankfurt am Main, Arezzo, Italien (Salon Philosophique) Im östlichen Zipfel der Toscana, 30 km nördlich von Arezzo liegt das kleine Örtchen Pievo S. Stefano mit der Kirche Collegiata di Santo Stefano im Ortskern, dessen Wurzeln bis in die Jungsteinzeit reichen.
In der Region findet man lohnenswerte Pilger- und Wanderrouten, die man nicht unterschätzen sollte, da es ständig bergauf und -ab geht.
Liebhaber von antiken Sehenswürdigkeiten kommen voll auf ihre Kosten.
Urlaub auf dem Land, genannt Agroturismo, wird ständig beliebter und neben Radfahren und Wandern findet der Aktivurlauber auch diverse Reiterhöfe mit der Möglichkeit, die Toscana mit dem Pferd zu erleben.
Rinder und Pferde
Als Eingehtour für Wanderer eignet sich der Weg zum Punto Panoramico. Unterwegs kann es passieren,dass eine weiße „Chianina“ den Weg versperrt, die größte Rinderrasse der Welt, die in der Toscana einheimisch ist.
Wenn man die kurvenreiche Straße zum Kloster La Verna nimmt, findet man nach 1 km rechter Hand pechschwarze Angus-Rinder, die zum Agroturismo Fontandrome gehören.
Ihr Besitzer fuhr vor drei Jahren kurzentschlossen nach Irland und kaufte dort 10 Kühe, wovon 5 tragend waren. Eine schwangere Kuh wurde leider krank und starb an einer Lungenentzündung kurz nach der Geburt eines Bullen. Dieser Bulle wurde zum Chef der jetzigen Herde , die mittlerweile auf 30 angewachsen ist. Die Rinder werden artgerecht gehalten und leben das ganze Jahr draußen mit einem großen Unterstand, wo sie frisches Wasser haben und zusätzlich Heu fressen können.
Das Ristorante des Agroturismo hat natürlich Angus-Rind in verschiedenen Variationen auf der Speisekarte, aber auch ausgefallene landestypische vegetarische Gerichte mit Biogemüse aus eigenem Garten werden von der Chefin Lucia angeboten.
Gleich nebenan findet man den Pferdehof Asvanara . Asvanara ist indisch und heißt sinngemäß übersetzt Pferdemensch.
„Es ist ein Ort wo das Wort natürlich nicht nur ein Wort ist, sondern noch wirklich Bedeutung hat … im wahren Sinn des Wortes“.
Wenn man davon ausgeht, dass mind. 1 Ha pro Pferd als artgerecht zu verstehen ist, kann man wahrlich hier von einem Pferdeparadies sprechen. Die Pferde sind sehr menschenbezogen und neugierig. Auf Pfiff ihres Alphatieres Edwin setzen sie sich gemütlich in Bewegung zu ihm. Das kann zuweilen etwas dauern bei der Größe der Koppel.
Von den 85 Ha Land stehen den Pferden ständig 40 als Weide zur Verfügung. Dementsprechend gut genährt und ausgeglichen erscheinen alle Pferde, die bei Lehrgängen im Natural Horsemanship zum Einsatz kommen, von der Arbeit am Boden bis zum gemeinsamen Ausritt im Gelände.
Zitat: „Während andere Reitschulen sich vor allem auf Technik, Erfolg und Ansehen konzentrieren, ist es unser Anliegen, mit der AsvaNara Experience das Pferd in seiner Natur Schritt für Schritt kennenzulernen und dabei auch uns selbst zu entdecken.“
Edwin Wittwer war mehrere Jahre Assistent bei Pat Parelli in Pagosa Springs (USA), bevor er 2006 in Italien das Zentrum für Natural Horsemanship gründete.
Antike Sehenswürdigkeiten
Fast jeder Ort in diesem Teil der Toscana hat einen historischen Kern mit einer Kirche oder einem Museum als Attraktion. Es fällt deshalb schwer, eine Auswahl zu treffen, die das exemplarisch darstellt.
La Verna
Franz von Assisi wird auch als der erste Tierschützer der katholischen Kirche bezeichnet. Der jetzige Heilige Vater, Papst Franziskus, wählte diesen Namen nicht ohne Grund aus.
Im Innern des Klosters findet man Fresken , wo der Heilige Francesco von Assisi in seinem Lebensweg dargestellt wird. An Wochenenden muss man allerdings mit vielen Besuchern rechnen, u. a. mit Schulklassen, die sich aber anscheinend lieber in der Taverna des Klosters aufhalten. Es ist ratsam, schon frühzeitig einen Parkplatz für das Auto zu suchen und evtl. eine kleine Wanderung zum Kloster in Kauf zu nehmen. Verlängern kann man die Wanderung mit der Überschreitung des Heiligen Berges, wo den Pilgerer am Gipfel eine Kapelle erwartet. Wegen der Steilheit im Auf- und Abstieg ist gutes Schuhwerk und Kondition zu empfehlen für die 2-stündige Wanderung. Für Profi-Trekker ist es auch möglich von Pieve S.Stefano aus auf dem Franziskusweg, der an Asvanara vorbei führt, La Verna in ca. 6 Stunden zu erwandern.
Caprese Michelangelo
Auf dem Rückweg von La Verna nach Pieve S. Stefano lohnt sich ein Abstecher zum Geburtsort des großen Meisters, wo in dem Geburtshaus von Michelangelo ein Museum eingerichtet wurde mit vielen, teils unbekannten, Skulpturen des Künstlers.
Michelangelo, der bekannt ist für seine Fresken in der Sixtinischen Kapelle, kennen Insider auch als Bildhauer mit Skulpturen wie der des David von Michelangelo. Das Original steht in der Galleria dell‘ Accademia, in Florenz.
Im Museum von Caprese findet man zusätzlich viele interessante Skulpturen anderer Künstler, die sich als Schüler von Michelangelo verstehen.
Poppi
An diesem Panorama der Altstadt von Poppi mit dem Castello dei Conti Guidi kann man schlecht vorbei fahren.
Das mächtige Castello wurde erbaut von Conti Guidi im 13. Jahrhundert und beherbergt heute ein Museum mit antiker und zeitgenössischer Kunst.
Anghiari
In der Ebene fand am 29. Juni 1440 die Schlacht von Anghiari zwischen Streitkräften des Herzogtums Mailand und 4000 Florentinern statt, die von 4.000 Soldaten des Kirchenstaats und etwa 300 Ritter der Republik Venedig unterstützt wurden.
Die zahlenmäßig überlegenen Mailänder starteten am Nachmittag des 29. Juni einen Überraschungsangriff entlang der Achse Sansepolcro-Anghiari, die heute als Straße erkennbar ist. Die Florentiner erkannten frühzeitig durch aufwirbelnden Staub die Absicht der Mailänder und durch einen taktischen Gegenangriff der Florentiner in die Flanke der Mailänder wurden diese schließlich zu Mitternacht zum Rückzug gezwungen.
Die Stadt Gubbio, in Umbien gelegen, ist atemberaubend und hat etwas Unwahrscheinliches und Verwirrendes.
„A Gubbio si crede di sognare, invece tutto è li, magnificio,fermo e fissato nella pietra“
(Zitat von Herman Hesse)
Am 15. Mai findet in Gubbio die Festa dei Ceri statt. Drei hohe und schwere Holzkreationen, an deren Spitze die Statuen von Sant’Ubaldo (Patron der Maurer), San Giorgio (Beschützer der Krämer) und von San’Antonio Abate (Beschützer der Esel-Halter und der Landwirte) befestigt sind. werden in einem Rennen auf den Schultern durch die Straßen der Stadt getragen bis zur Basilika Sant’Ubaldo an der Spitze des Monte Ingino, zu den Ceraioli.