KriPo – Von der kritischen Politologie zur Kritik der Politik

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Schreibmaschinen. Quelle: Pixabay

Berlin, Deutschland (Salon Philosophique). Der Begriff Kritische Politologie ist mit dem Namen Johannes Agnoli verbunden. Der 1925 im italienischen
Valle di Cadore geborene Agnoli, der am 4. Mai 2003 in San Quirico di Moriano bei Lucca starb, wirkte von 1972 bis 1992 als deutscher Politikwissenschaftler italienischer Herkunft am Otto-Suhr-Institut (OSI) für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin, an dem ihm der Autor dieser Zeilen noch begegnete.

In seinem Werk „Von der kritischen Politologie zur Kritik der Politik“ zitiert Agnoli eingangs Marx mit den Worten: „Die Kritik des Himmels verwandelt sich in die Kritik der Erde, die Kritik der Religion in die Kritik des Rechts, die Kritik der Theologie in die Kritik der Politik.“

Und dann legt er los: „Einer muss den Anfang machen. Und aus eher formellen Gründen, da ich zur Wissenschaftlichen Einrichtung (zu Deutsch: Institut „Grundlagen der Politik“ gehöre, habe ich diese Vortragsreihe einzuleiten: zunächst in der Form eines knappen Abrisses des politikwissenschaftlichen Wegs (der immer mit praktischen Formen der politischen Auseinandersetzung am historischen OSI begleitet war); sodann und ebenso knapp, programmatisch und nicht analysierend in der Form der Mitteilung, was nun unsere Wissenschaft sei, was sie leistet und zu welchem Behufe sie überhaupt etwas zu leisten habe. Feststeht, dass sie inzwischen etabliert ist, aus dem akademischen Betrieb nicht mehr wegzudenken, auch wenn vorwitzige Politiker vor einiger Zeit und angesichts stattfindender Umtriebe meinten, Politologen seien – im Gegensatz zu Zahnärzten – hierzulande überflüssig. Damit standen sie fest in der Tradition der politischen Kultur der Deutschen. Aber auch unsere Veranstaltung steht fest in der deutschen Tradition, tritt ein bedeutsames Erbe an und knüpft bewusst an denk- und ehrwürdige Erinnerungen. In der Tat verweist schon der Titel: „Was ist und zu welchem Ende betreiben wir Politische Wissenschaft“, auf eines der wichtigsten Ereignisse und Jahre der neueren Geschichte, in deren Folge wir durchaus noch stehen: 1789. Bekanntlich ein Jahr der Spaltung und voll Zerlegungen. Die wichtigste wird allen Lesern sofort einfallen: 1789 verlor das Wasser seine Unschuld, da Trostwijk und Deimann mittels elektrischen Stroms das ehemals heilignüchterne Element in Wasser- und Sauerstoff auseinanderrissen. Andere, historischen Konflikten zuneigend, werden sich daran erinnern, dass im gleichen Jahr die österreichischen Niederlande abermals versuchten, sich vom Herrschaftsbereich des Habsburgischen Doppeladlers abzuspalten. Selbst die ostelbischen Leibeigenen wollten – ohne Erfolg – die Ketten der Knechtschaft spalten. Den wenigsten freilich wird der 14. Juli des gleichen Jahres einfallen: der Tag, an dem ganz Europa und die ganze Geschichte sich spaltete; und sie werden im stillen des Sturms auf die Bastille gedenken. Indessen: nichts von alledem, keine Zerrissenheit, keine Spaltung, keine Revolution klingt in unserem Titel an. Er weiß sich vielmehr der deutschen Wissenschaftsgeschichte verpflichtet und meint ein ganz anders geartetes Ereignis. Denn am 24. Mai 1789 (also wenige Wochen vor dem erwähnten Sturm) hielt ein aus dem Schwäbischen kommender Professor – nebenberuflich als Dichter tätig – an der Universität zu Jena jene berühmte Antrittsvorlesung, die den Weg zu unserer heutigen Vortragsreihe wies: „Was ist, und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte“. Friedrich Schiller habe – hieß es später in Weimarischen Hofkreisen – zwar schwäbisch, aber gut gesprochen…“

Wer weiter im Aufsatz von Agnoli lesen möchte, der greife zum Buch „Was heißt und zu welchem Ende betreiben wir Politikwissenschaft? Kritik und Selbstkritik aus dem Berliner Otto-Suhr-Institut“, herausgegeben von Ulrich Albrecht, Elmar Altvater und Ekkehart Krippendorff, Westdeutscher Verlag und studiere die Seiten 13 bis 24.

Wer mehr über das KriPo abgekürzte Projekt einer Kritischen Politischen Bildung im Salon Philosophique erfahren möchte, der wende sich an uns.