Teddie Ziegler: Können Sie garantieren, dass Sie in der Nähe Ihres Pferdes sicher sind?

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Teddie Ziegler und Jazz sind jetzt 32 Jahre zusammen. Sie hat ihn gerettet aus einer vergifteten durch Missbrauch geprägten Beziehung, als er 1 Jahre alt war., Maryland 2018 © Photo Mark Mottershead

Frankfurt am Main, Deutschland (Salon Philosophique). Teddie Ziegler hat mit Pferden gearbeitet, seit sie sechs Jahre alt war. Ihr erstes Pferd war vernachlässigt und kam mit zu ihr, wo es in der Garage ihrer Eltern lebte, bis sie eine Scheune bauen konnten. Seitdem hatte sie immer mindestens ein oder mehrere Pferde. Sie hat an vielen englischen Reitveranstaltungen teilgenommen. Dabei gewann sie Bänder und Trophäen in den Disziplinen Springen, English Pleasure, Show Hunter und Klassische Dressur. Ursprünglich aus Maryland stammend, zog sie 1990 nach Kalifornien, wo sie mit Western – Trainern zusammenarbeitete und an Western Equitation, Western Pleasure, Cutting und Team Penning teilnahm. Dann zog sie 2016 zurück nach Maryland und half Pferden und Menschen auf der ganzen Welt weiter durch ihre Online-Programme und ihre persönlichen Einzelberatungen. In den vielen Jahren, in denen sie Pferde besitzt, hat sie sowohl Erwachsenen als auch Kindern Reitunterricht in den Bereichen Grundlagen des Horsemanship, Sicherheit, Beziehungstraining und Reiten erteilt. Sie erwarb einen Bachelor- und einen Master-Abschluss in Verhaltenspsychologie und es macht ihr Spaß, ihren Bildungshintergrund mit ihrer Leidenschaft und Liebe zu Pferden zu kombinieren. Sie genießt es, Menschen auf der ganzen Welt bei persönlichen und pferdebezogenen Problemen zu beraten und ihnen zu helfen, sich selbst und ihre Pferde zu verstehen. Sie selbst lernt gerne und hat jahrelang bei vielen bekannten Trainern auf der ganzen Welt studiert.

„Ich habe das Gefühl, dass ich immer in einem Lernzustand bin, sowohl bei Menschen als auch bei Pferden, und ich werde weiter lernen, bis ich sterbe.“

Es ist ihr eine Leidenschaft, Menschen und Pferden zu helfen, sich besser kennenzulernen und auf gleicher Ebene zu kommunizieren. Diese Leidenschaft hat sie zu ihrer jetzigen Lebensphase geführt, in der sie unterrichtet und mit anderen teilt, was sie in über 45 Jahren mit Pferden gelernt hat. Ihr brennender Wunsch, anderen Menschen wie sich selbst zu helfen und nach dem nächsten Glied in ihrer Ausbildung zu suchen, hat sie dazu bewogen, zu reisen und so viele gleichgesinnte Pferdeliebhaber auf der ganzen Welt zu beraten. Nachdem sie einige Jahre gereist war, und in ihren Beratungen eine eigene neue Art der Kommunikation mit Pferden entwickelt und umgesetzt hatte, beschloss sie, ein Online-Programm zusammenzustellen. Dies ermöglicht mehr Menschen den Zugang zu ihrem neuen Weg mit Pferden auf der ganzen Welt und gibt ihr die Möglichkeit, ihre Erfahrungen auszutauschen und von den Erfahrungen anderer zu hören und zu lernen. Freiheit in Beziehungen, wie Sie und Ihr Pferd sich fühlen und vor allem Ihre Absichten sind der Schlüssel zu dieser neuen Art, mit Ihrem Pferd umzugehen. – „Ganz zu schweigen davon, viel Spaß dabei zu haben!“

Prolog von Bernd Paschel:

Die meisten Reiter verschweigen in der Regel, wenn sie  die Kontrolle über ihr Pferd verloren haben, weil sie es als persönliche Niederlage empfinden. Teddie Ziegler, redet offen darüber. Mit dieser  Offenheit kommuniziert sie nicht nur mit Pferden sondern auch mit den Menschen, die sie weltweit begleitet und berät. Sie schickte uns dazu diesen lesenswerten Beitrag zur Veröffentlichung:

Beitrag von Teddie Ziegler (Übersetzung aus dem Englischen durch Bernd Paschel)

„Bedeutet ein gutes Verhältnis zum eigenen Pferd zu haben, dass mein Pferd immer das tut, was ich ihm sage?“

Ich erhalte diese Frage sehr oft.

Und normalerweise folgt ihr:

„Und bedeutet das, dass ich 100% sicher bin?“

Und meine Antwort lautet ungefähr so:

Nun, Sie reiten wahrscheinlich schon lange und fühlen sich als guter Reiter, oder?

Aber heißt das, dass Sie nie einen Unfall haben werden?

Mit Pferden zu sein birgt wie Autofahren unberechenbare Gefahren …

Ein Reifen könnte platzen.

Ihr Auto könnte plötzlich ein mechanisches Problem auf der Autobahn bekommen.

Oder ein anderer Fahrer kann in dich hineinfahren – wie das, was mir einmal passiert ist.

Man sagt, dass es nur 2 Garantien im Leben gibt: Der Tod und die Steuern.

Also ja, Unfälle passieren.

Ich habe Anfänger, Fortgeschrittene und sogar außergewöhnliche Trainer bei Unfällen gesehen. Also niemand ist gegen sie immun.

Das heißt aber nicht, dass Sie sich nicht darauf vorbereiten können.

Eines der besten Dinge zu tun ist sicherzustellen, dass Sie eine wirklich gute Beziehung zu Ihrem Pferd haben.

Wenn Sie eine solide Vertrauensbasis haben, verstehen Sie sich und Ihre Kommunikation ist gut …

Sie werden einen langen Weg gehen, um die Risiken zu verringern und umgekehrt Ihre Sicherheit zu erhöhen.

Wie gesagt, niemand ist immun gegen Unfälle und ich hätte diese Woche beinahe einen mit meinem Pferd Jazz gehabt.

Zuerst ein kleiner Hintergrund…

Jazz und ich sind seit 32 Jahren zusammen. Ich habe ihn 1-jährig gerettet aus einer vergifteten und durch Missbrauch geprägten Beziehung, die bildlich gesprochen so aussah:

Jazz sagte „nein“ und sein Besitzer revanchierte sich sich mit einem Kantholz gegen den Kopf. Diese Situation wäre wahrscheinlich eskaliert, es wäre schnell sehr hässlich geworden, aber hoffentlich habe ich die letzten 32 Jahre seines Lebens viel lustiger, glücklicher und sicherer gemacht.

Wir haben über die Jahre viel voneinander gelernt und als er 4 Jahre alt war, hat er einen Sohn, Apollo, gezeugt, und wir 3 sind immer noch zusammen.

Jazz und ich haben also eine großartige Bindung, eine großartige Beziehung und eine großartige Vertrauensbasis. Seit wir nach Maryland gezogen sind, haben wir mehr Zeit miteinander verbracht, mehr Bodenarbeit geleistet und weniger Zeit mit Reiten verbracht. Dies bedeutet, dass wir neue Sitten eingeführt und neue Signale entwickelt haben. Eines davon ist, dass, sobald wir eine Weile zusammen rumhängen und alles ruhig und ruhiger wird, hört Jazz auf Gras zu essen und legt sich neben mich und wir liegen einfach zusammen. Es ist so ruhig, entspannt und unglaublich. Wir beide genießen diese besondere Zeit sehr. 

Teddie Ziegler mit ihrem Liebling beim Tête-à-Tête Maryland 2019 © Photo Mark Mottershead

Mein „Hoppla – Moment“ …

Wir hatten kürzlich eine Hitzewelle hier, aber dann war die Temperatur auf vernünftigere 72(F) Grad gefallen. Ich war so froh, einen coolen Tag zu haben, dass ich in die Scheune rannte, Jazz sattelte und einen Ausritt machte. Es war toll! Wir ritten nur etwa 30 Minuten und erkundeten zusammen das Anwesen und ein paar kleine Wanderwege. Als wir zurückkamen, wurde es langsam wieder warm. Wir gingen auf die große Weide und ritten hinunter zum frischen grünen Gras. Ich wollte Jazz verwöhnen und ihm für einen großartigen Ausritt danken. Es war so schön dort draußen zu sein, sich zu entspannen und unsere gemeinsame Zeit zu genießen. Ich liebte es so sehr, dass ich anfing abzuschalten.

Das nächste, was ich bemerkte, war, dass Jazz seine Beine beugte und schnell zu Boden ging. Das weckte mich aus meiner Gedankenlosigkeit und ich habe es geschafft, meine Füße aus den Steigbügeln zu ziehen bevor Jazz auf den Boden kam. Als er auf dem Boden landete, gelang es mir, neben ihm aus dem Sattel auf den Boden springen. Ich war auf der linken Seite von Jazz und er streckte dann seine Beine nach rechts aus und drehte seinen Kopf zu mir, als wollte er sagen …

„Mam, warum bist du abgestiegen?“

Ich bemerkte dann an seiner Körpersprache, dass er im Begriff war zu rollen, was keine gute Idee gewesen wäre, da er immer noch den Westernsattel anhatte. Also bat ich ihn sanft und ruhig, mit unserem üblichen Stichwort „Auf“ aufzustehen, und er stand sofort wieder auf. Er stand einfach nur da und war bereit, wieder zu gehen, also stieg ich wieder auf und wir ritten zu der Scheune, wo ich Sattel und Zaümung abnahm und ihn abspülte. Dann gingen wir wieder zusammen ins frische Gras, um es ohne Sattel und Zaum zu genießen.

Also, wessen Schuld war es?

Die Schuld lag ganz bei mir – zu 100%. Ich sage den Leuten immer, sie sollen beim Reiten auf der Hut sein und ihre Wachsamkeit niemals aufgeben.

Aber genau das habe ich versäumt. Ich war so ruhig und entspannt, dass ich meine Wachsamkeit aufgab und mich fallen ließ. Dieses Gefühl nutzte Jazz aus, denn für ihn war es das Zeichen, sich hinzulegen und zu entspannen. Aufgrund meiner Erfahrung wusste ich, dass ich meine Füße aus den Steigbügeln ziehen musste, bevor er zu Boden ging, damit ich nicht festgeklemmt oder gequetscht wurde. Und weil wir uns ein Leben lang kannten, wusste ich, dass er nach so einem Abstieg rollen würde. So konnte ich abspringen, um nicht überrollt zu werden. Außerdem wusste Jazz aufgrund unserer Verbindung und Beziehung, dass er seine Beine zur anderen Seite von mir ausstrecken musste, um mich nicht zu treten. Er wusste auch, als ich ihn aufforderte aufzustehen, dass er mir vertrauen sollte und er antwortete sofort. Die Wahrheit ist, dass wir uns gegenseitig vertrauen und uns gegenseitig schützen. Was also eine sehr gefährliche Situation gewesen sein könnte, wurde nur zu einer kleinen Episode, in dem keiner von uns verletzt wurde. Was Sie (und ich!) daraus lernen können: Hoppla –  Momente werden immer passieren, aber vorbereitet zu sein kann verhindern, dass sie zu echten Unfällen werden.

Also arbeite an:

  • der Entwicklung einer liebevollen, festen Beziehung
  • eurer wechselseitigen Kommunikation und gegenseitigem Verständnis
  • dem Aufbau einer starken Vertrauensbasis(!)

und merke dir:

  • Immer wachsam bleiben
  • Sei dir all deiner Hinweise bewusst – verbal und nonverbal
  • Sei auf alles vorbereitet!

Es gibt keine Garantie, aber eine gute Beziehung zu deinem Pferd verringert dein Risiko und erhöht deine Sicherheit.

„Glückliche Pferde und Sicherheit!

Weiterführende Informationen: https://polaritytraining.com/

Anmerkung:

Der Beitrag von Bernd Paschel wurde am 7.9.2019 im WELTEXPRESS in der englischsprachigen Ausgabe erstveröffentlicht.